Heute stellte sich Ministerpräsident Armin Laschet in einer Sondersendung der NRW-Lokalradios den Fragen von Jose Narciandi, Leiter des NRW-Landtagsstudios, und der Hörerinnen des NRW-Lokalfunks zum Thema Corona. Das ganze Interview können die NRW-Lokalradio-Hörer auch über den Podcast „Corona. Und jetzt?“ anhören. Dieser ist wie immer neben den lokalen Websites auch auf Spotify, Deezer, Google- und Apple-Podcasts sowie Audio Now abrufbar.
Hier die wichtigsten Antworten von Ministerpräsident Armin Laschet:
Das Ergebnis der gestrigen fünfstündigen Runde der Ministerpräsidentinnen und der Bundeskanzlerin sind keine Lockerungen, keine Verschärfungen, dafür aber viele Apelle. Ist das auch die Aussage, die Sie dazu treffen würden?
„Ich finde fünf Stunden Zeit nicht so viel, wenn man weiß, was da alles im Moment ansteht, was die Menschen bewegt. Da werden noch viele Stunden mehr als diese fünf gebraucht werden, um das alles vorzubereiten.“
Nächste Woche Mittwoch ist die nächste Konferenz geplant, in der es dann um mögliche Verschärfungen gehen soll, für den Fall, dass sich das Infektionsgeschehen nicht grundlegend in eine positive Richtung bewegt. Warum wartet man noch eine Woche?
„Mich wundert das ein wenig in der öffentlichen Wahrnehmung und der Berichterstattung über den gestrigen Tag, dass alle sagen: ‚Warum wurde denn nicht mehr beschlossen?‘ Wir haben den Menschen im Moment eine ganze Menge zugemutet. Reden Sie mal mit Gastronomen, reden Sie mal mit Hotels, reden Sie mal mit Fitnessstudios, mit Kosmetikläden, mit vielen, die jetzt existentielle Ängste haben, weil wir so viel beschlossen haben. Die sitzen nicht vor dem Radiogerät und sagen:
‚Was kann man noch alles schließen?‘, sondern die sagen ‚Wie kommen wir hier wieder raus aus dieser Notlage?‘ Insofern ist diese Erwartungslage, es muss immer noch mehr geschlossen werden, falsch. Wir wollen am 25. November sehen, wie sich die Zahlen entwickelt haben, und was die Perspektive für Dezember und Januar und die Monate danach ist.“
Eine Hörerin schlägt vor, das sogenannte „Solinger Modell“ frühestens ab der 7. Klasse zu etablieren.
„Ich finde, so eine Hörerstimme würde mal in den Landtag gehören. Dass mal in einer Debatte, wo alle sagen, das ,Solinger Modell‘ ist toll, mal eine Mutter, die das pragmatisch schildert, angehört würde… ‚Solinger Modell‘ heißt, wir schicken die Hälfte der Kinder ins Homeoffice. Die sitzen dann – bei manchen Familien – in einer 2-3-Zimmer-Wohnung mit 2-3 Kindern und sollen da dann so gut lernen wie in der Schule. Das ist absurd, dass das die Bildungsgerechtigkeit erhöht. Man kann in Einzelfällen darüber nachdenken, eh eine ganze Schule in Quarantäne geht, … auch Homeoffice zu machen, auch mit digitalen Endgeräten, wenn sie denn für alle Kinder da sind, und Unterricht per Bildschirm zu machen. Aber für viele Kinder ist das eine schlechtere Option. Uns sind die Bildungschancen der Kinder wichtig und deshalb tun wir alles, um für den Präsenzunterricht zu kämpfen… Für ältere Schüler ist die Lage anders… In der Oberstufe, in den Berufsschulen kann man über andere Modelle nachdenken als in Grundschulen. Und genau das macht die Schulministerin jeden Tag.“
Viele Hörerinnen fordern hingehen das Ende des Präsenzunterrichts und finden es moralisch verwerflich, die Kinder in normal gefüllten Klassen bei Durchzug sitzen zu lassen und einem erhöhten Infektionsrisiko auszusetzen. Was sagen Sie dazu?
„Das überzeugt mich nicht. Und es überzeugt keinen einzigen Kultusminister in ganz Deutschland. Insofern ist die Frage auch keine parteipolitische. Und wenn man die Zahlen sieht: 95 Prozent unserer Schulen sind im Normalbetrieb. Es gibt kein Infektionsrisiko erhöhter Art derzeit in den Schulen, sodass die Kinder geschützt sind, wir da aber vielleicht noch besser werden müssen. Wir haben in Nordrhein-Westfalen die Maskenpflicht wieder eingeführt. Man muss auch in den Pausen auf die Regeln und Abstände achten, aber es sind feste Gruppen von Kindern zusammen und es funktioniert sehr gut… Unter den Ministerpräsidenten bin ich es, aber sind es auch gerade die SPD-Ministerpräsidenten, die sehr stark auf diese Bedeutung der Bildung Wert legen.“
Warum müssen einige Dienstleistungsangebote wie Kosmetikstudios oder Tattoo Studios schließen, während Frisörgeschäfte öffnen dürfen?
„Das Kernargument für die Schließung im November war nicht die Frage, wer hält Hygiene-Konzepte oder Abstand ein, sondern die Kernfrage war: Wie reduzieren wir Kontakte? Und Kontaktreduktion sollte erfolgen durch all die Dinge, die nicht dringend nötig sind. Ein Restaurant-Besuch ist schön, aber er ist nicht dringend nötig. Und daher haben wir alle Bereiche geschlossen, wo Kontakte eine Gefahr sind – mit Ausnahmen von Schulen und Kitas, um die Bildung aufrecht zu erhalten.“
Wie sind die längerfristigen Perspektiven. Wären härtere Maßnahmen für kürzere Zeit nicht besser, als immer wieder an einzelnen Stellen Verschärfungen aufzurufen?
„Die Pandemie wird bleiben, das Virus wird bleiben… Wir werden mit der Pandemie leben müssen. Und ich bin fest überzeugt: Wir können nicht den gesamten Winter das gesamte soziale, öffentliche, sportliche, kulturelle Leben schließen. Das wird nicht funktionieren. Und deshalb ist es immer eine exakte Abwägung, wann man was zu welchem Zeitpunkt machen kann.“
Welcher Verzicht fällt Ihnen in diesen Tagen besonders schwer?
„Als Ministerpräsident gehört es natürlich dazu, viele Menschen zu treffen. Alles das findet ja gerade gar nicht statt. Das fehlt mir. Im privaten Umfeld ist natürlich, wenn man Essen oder ins Kino gehen kann, auch etwas, was in diesen Novembertagen fehlt.“
Wie werden wir Weihnachten in diesem Jahr feiern?
„Es wird mit Sicherheit ein anderes Weihnachten sein als alle Weihnachten zuvor. Es wird sicher auch das härteste Weihnachten sein, weil es auch wichtig ist, vorsichtig zu bleiben und Kontakte möglichst zu reduzieren. Aber welche Empfehlungen man jetzt genau für Familienfeste gibt, das muss man leider erst im Dezember anhand des Infektionsgeschehens beurteilen.“
Wie wird Weihnachten nächstes Jahr aussehen?
„Es ist unsere große Hoffnung, dass nächstes Jahr bessere Zeiten beginnen. Dass wir in einem Jahr auch sehr viele Millionen Menschen geimpft haben könnten, wenn der Impfstoff zu Jahresbeginn kommt, und dass das Weihachten 2021 ein besseres werden könnte als das Weihnachten 2020.“
Ina Pfuhler
Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Telefon:
0208/85 87-133
Fax:
0208/85 87-119
E-Mail: