„Es ist ein irrer Wahlkampf bisher gewesen“

Interview mit Robert Habeck (Vorsitzender Bündnis90/Die Grünen) für die NRW-Lokalradios

Oberhausen, 15. September 2021

„Es ist ein irrer Wahlkampf bisher gewesen“, sagt der Grünen-Vorsitzende Robert Habeck. „Es kann für alle Parteien noch deutlich nach oben – Klammer auf – natürlich auch nach unten gehen“, ist Habeck sicher. Bezüglich einer Strategie für das nächste Triell am kommenden Sonntag erklärt Robert Habeck, dass man „immer ein bisschen vorbereitet in diese Auseinandersetzungen“ gehe. Richtig finalisiert wird die Strategie aber erst „in den Stunden zuvor“. „Wir tun gut daran, jetzt nicht zu verkrampfen, engagiert zu kämpfen, unsere Argumente vorzutragen und die Chance zu nutzen, dass der Wahlkampf noch inhaltlicher wird. Das spielt uns in die Karten, da sind wir gut aufgestellt“, empfiehlt Habeck seiner Partei und den Wahlkämpfenden.

Wie schon bei den vergangenen Bundestagswahlen so stellen sich auch im Wahlkampf 2021 die Spitzenkandidaten der momentan im Bundestag vertretenen Parteien im Interview den Fragen der NRW-Lokalradios. Im Gespräch stellte sich nun Robert Habeck, Spitzenkandidat Bündnis 90/Die Grünen, den Fragen von Chefreporter Timo Schnitzer.

„Der Wahlkampf hat eine irre Entwicklung genommen. Alle sind davon ausgegangen, dass es ein Wettlauf zwischen Grünen und CDU wird – wir auch. Das ist jetzt ein Triell geworden und wir sind ein bisschen zurückgefallen. Hätte man Anfang des Jahres gesagt, dass Olaf Scholz Kanzler wird und die SPD möglicherweise die stärkste Partei, hätte man wahrscheinlich einen Kasten Bier gewinnen können bei niedrigem Einsatz“, analysiert Habeck den Verlauf der letzten Monate.

Bezogen auf das Triell vom letzten Wochenende entstand der Eindruck, dass Annalena Baerbock sehr gelöst und entspannt wirkte. Gedanklich vom Kanzleramt verabschiedet haben sich die Grünen aber nicht: „Nein, ich habe diese Interpretation auch hier und da schon gehört, aber die halte ich für falsch. Richtig ist, dass Annalena Baerbock … konzentriert, aber souverän aufgetreten ist. Das liegt aber nicht daran, dass wir aufhört hätten zu kämpfen und es ist auch nicht richtig, dass wir nichts mehr zu verlieren hätten“, so Habeck.

Ob Habeck davon ausgehe, dass die Grünen in jedem Fall Teil der nächsten Bundesregierung sein werden: „Auf jeden Fall wäre ein zu großes Wort, weil wir 2017 gesehen haben, dass sich Sondierungs- oder Koalitionsgespräche auch verkeilen können… Am Ende ist eine Restungewissheit immer gegeben. 2017 wollte auch keiner mehr die Große Koalition haben – sie ist sogar im Wahlkampf ausgeschlossen worden
– und dann ist sie doch zustande gekommen… Dass Deutschland ein Bündnis bekommt, dass gar nicht zur Zeit passt, das ist nicht komplett auszuschließen, aber ich würde auch denken, dass die Wahrscheinlichkeit gering ist. Wir stellen uns jedenfalls sehr auf eine Regierungsbeteiligung ein“, so der Grünen-Chef.

Zum Ende der Amtszeit von Bundeskanzlerin Merkel spürt man, dass „Deutschland in einer Umbruchssituation ist“. Unabhängig, wer Kanzler wird, müssen „Themen wie die globale Ordnung, die vordringende Digitalisierung und natürlich auch der Klimawandel anders politisch bearbeitet werden, als das in den letzten 16 Jahren Stil der Großen Koalition war, Schwarz-Gelb mit der Ausnahme zwischendurch“, sagt Habeck. „Ein bisschen selbstkritisch für die politische Klasse gesprochen: Der Wahlkampf und die Wirklichkeit haben nicht wirklich zueinander gepasst, da hat der Wahlkampf noch nicht ran gereicht. Aber er war jedenfalls anders. Die Gesellschaft ist hoch politisiert, hoch neugierig und hoch auf Orientierungssuche, das spürt man überall.“

Da bald eine Ära zu Ende gehen wird, gibt es auch Fragen zu der noch amtierenden Bundeskanzlerin: Angela Merkel ist für Robert Habeck „eine der präzisesten Denkerinnen Deutschlands“. „In der analytischen Schärfe“ sei Merkel „beindruckend, vorbildhaft – auch für kommende Politikergenerationen“.

Dass die Bundeskanzlerin sich in der Coronakrise für die Osterruhe bei den Bürgern entschuldigt hat, zeugt aus Sicht von Robert Habeck von Größe: „Die Kraft, die man als Spitzenpolitikerin, als Spitzenpolitiker aufbringen muss, um auch mal Entschuldigung und Verzeihung zu sagen, ist eine große, das hat mir eher imponiert. Dass jemand sich hinstellt und sagt ,ich nehme die Verantwortung auf meine Kappe‘, das hätte ich mir auch bei Afghanistan gewünscht“, so Habeck. „Es stand ja immer die Frage im Raum, wer soll zurücktreten? Rückblickend würde ich sagen, alle hätten zurücktreten müssen, die gesagt haben, ,ich war es nicht‘. Alle, die sagen können, ,ich habe es entschieden, es war ein Fehler‘, die können bleiben. Weil sie die Kraft dazu gefunden haben, sich zu bekennen“, erläutert Robert Habeck.

Das gesamte Interview wird am Donnerstag, 16.09, ab 11.00 Uhr bei den NRW-Lokalradios ausgestrahlt (zeitliche Verschiebungen bei einzelnen Lokalradios möglich). Außerdem kann man das Gespräch nach Ausstrahlung online auf den Websites der Lokalradios nachhören.


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Pressemitteilungen 2021

16.09.2021

„Stehen im Kampf gegen Antisemitismus mit allen Parteien zusammen“
Interview mit AfD-Spitzenkandidat Tino Chrupalla für die NRW­-Lokalradios

Offenbar konnte gestern ein islamistisch motivierter Anschlag auf eine Synagoge in Hagen vereitelt werden. AfD-Spitzenkandidat Tino Chrupalla erläutert, wie man Antisemitismus in Deutschland begegnen kann: „Indem die Justiz genau diese Fälle untersucht und hier natürlich auch ein hartes Strafmaß durchführt“. Die AfD will gehen Antisemitismus vorgehen: „Das ist eine Aufgabe, das machen wir auch, was Antisemitismus angeht, dass der von rechts, von links, aber genauso auch religiös motiviert, bekämpft wird. Das haben wir in vielen Anträgen, auch im Bundestag, natürlich immer wieder zum Ausdruck gebracht. Da stehen wir – ich denke alle Parteien gemeinsam – in diesem Kampf zusammen“, sagt Tino Chrupalla.

15.09.2021

„Es ist ein irrer Wahlkampf bisher gewesen“
Interview mit Robert Habeck (Vorsitzender Bündnis90/Die Grünen) für die NRW-Lokalradios

„Es ist ein irrer Wahlkampf bisher gewesen“, sagt der Grünen-Vorsitzende Robert Habeck. „Es kann für alle Parteien noch deutlich nach oben – Klammer auf – natürlich auch nach unten gehen“, ist Habeck sicher. Bezüglich einer Strategie für das nächste Triell am kommenden Sonntag erklärt Robert Habeck, dass man „immer ein bisschen vorbereitet in diese Auseinandersetzungen“ gehe. Richtig finalisiert wird die Strategie aber erst „in den Stunden zuvor“. „Wir tun gut daran, jetzt nicht zu verkrampfen, engagiert zu kämpfen, unsere Argumente vorzutragen und die Chance zu nutzen, dass der Wahlkampf noch inhaltlicher wird. Das spielt uns in die Karten, da sind wir gut aufgestellt“, empfiehlt Habeck seiner Partei und den Wahlkämpfenden.

14.09.2021

Unions-Kanzlerkandidat sicher: Mehrheit in Deutschland will nicht Rot-Rot-Grün
Interview mit Armin Laschet (CDU) für die NRW-Lokalradios

Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet glaubt weiter fest an den Sieg bei der Bundestagswahl. Auf die Frage, wie es Armin Laschet voraussichtlich am Wahlabend gehen wird, sagt der Unions-Kanzlerkandidat: „Ich glaube, dass es mir dann gut geht, weil ich zuversichtlich bin, dass die Ideen, die ich vortrage, viele Menschen überzeugen werden. Ich glaube auch nicht, dass die Mehrheit der Deutschen eine Rot-Rot-Grüne Regierung will. Sondern sie wollen ein Stück Stabilität, ein Stück Sicherheit in ihrem Leben, aber auch etwas Neues“, sagt Laschet weiter. Ob mit einem Sieg auch automatisch eine Kanzlerschaft verbunden ist, da hat er allerdings seine Zweifel: „Wir kämpfen um Platz 1. Aber jeder weiß, selbst, wenn ich auf Platz 1 liege und Olaf Scholz auf 2, könnte er trotzdem eine Rot-Rot-Grüne Koalition machen. Es ist nicht immer der, der auf 1 liegt, automatisch Kanzler“, warnt der Kanzlerkandidat der Union.

03.09.2021

Auskunftspflicht über Impfstatus beim Arbeitgeber: Scholz erteilt einer Ausweitung auf alle Berufsgruppen eine Absage –
Interview mit Kanzlerkandidat Olaf Scholz (SPD) für die NRW-Lokalradios

Olaf Scholz bestätigt die Pläne der GroKo zur Auskunftspflicht über den Impfstatus von Beschäftigten in Kitas, Schulen und Pflegeheimen gegenüber dem Arbeitgeber. In der Diskussion, wie man für „besonders schützenswerte Gruppen der Bevölkerung den Schutz verbessern könne, dient natürlich auch solch eine Möglichkeit, den Status abzufragen, der dann auch insbesondere Möglichkeiten schafft, dass von den Testangeboten viel Gebrauch gemacht wird“, so Olaf Scholz. Einer Ausweitung auf alle Berufsgruppen erteilte Scholz jedoch eine Absage: „Das ist ein ganz erheblicher Eingriff“, so der Kanzlerkandidat. Die grundsätzliche Regelung, dass Arbeitnehmer ihrem Arbeitgeber keine Auskünfte über eigene gesundheitliche Aspekte geben müssen, bezeichnete Scholz als „vernünftig“. „Es geht hier darum, wo der Schutz derjenigen, die dort sind, besonders wichtig ist, es dort auch möglich zu machen“, so Scholz weiter.

14.07.2021

ma 2021 Audio: NRW-Lokalradios freuen sich über Reichweitengewinne – analog und digital
NRW-Lokalfunk sichert sich wieder Spitzenposition im bundesweiten Ranking

Die NRW-Lokalradios sichern sich abermals die Spitzenposition im bundesweiten Reichweiten-Ranking. Die heute veröffentlichte ma 2021 Audio bestätigt dem NRW-Lokalfunk in der konvergenten Währung radio NRW Audio Total, die sämtliche terrestrischen und digitalen Angebote des NRW-Lokalfunks in einem Wert bündelt, eine Reichweite auf höchstem Niveau: Der Verbund von 45 Lokalradios erreicht 6,843 Mio. Hörer pro Tag (Mo.-Fr.) und gewinnt 435.000 Hörer/User hinzu. Mit diesem Ergebnis steht der NRW-Lokalfunk mit all seinen analogen und digitalen Kanälen auf Platz 1 im Audio-Reichweiten-Ranking. Auch in der werberelevanten Zielgruppe 14-49 gewinnt der NRW-Lokalfunk 138.000 Hörer/User (radio NRW Audio Total, Hörer pro Tag, Mo.-Fr.) hinzu und erzielt einen Wert von 3,432 Mio.


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